Pastor Torsten Nolting-Bösemann sprach mit Superintendentin Eva Hadem
Am 12. Mai ist die neue Superintendentin des Kirchenkreises Harlingerland, Eva Hadem, genau 100 Tage im Amt - und zufällig gerade zur Visitation in den Kirchengemeinden Carolinensiel, Funnix-Berdum und Asel.
UNS KARK (der Gemeindebrief der Gemeinden) nutzt die Gelegenheit für ein Interview.
100 Tage im Amt - wie fühlt es sich an?
Gut erstmal. Die Menschen sind hier so nett. Das macht das Leben hier ganz leicht, auch das Reinkommen macht es leicht. Und was hier ja toll ist, dass die Leute mich alle schon kennen. Sie lesen die Zeitung hier; und alles, was in der Zeitung steht, das merkt man sich irgendwie auch. An vielen Stellen ist mir das jetzt schon passiert: „Ach ja, wir kennen Sie. Aus der Zeitung.“ Und das ist erstmal schön, weil es so herzlich ist.
Die Landschaft ist schön. Das macht es angenehm. Und, das ist das andere, es ist viel, das merke ich schon. Viele Kontakte, viele Begegnungen, viele Leute, die auch Interesse haben und das Gespräch suchen. Also: Gut und viel.
Was hat Sie in den letzten drei Monaten am meisten beschäftigt?
Kennenlernen. Ich habe viele Antrittsgespräche geführt und führe sie auch weiter. Schwerpunkt waren Gemeinden, wo es Sorgen gibt, etwa wegen vakanter Stellen, Krankenstand, die haben sich auch alle gleich gemeldet.
Das andere war das Finden der Gremien auf Kirchenkreisebene. Da hat sich ja auch alles neu aufgestellt. Es fangen alle neu an, sie lernen auch mit mir, und ich mit ihnen, das ist schön.
Was war so, wie Sie sich das vorher vorgestellt haben, was war ganz anders?
Was für mich neu ist und was ich mir vorher gar nicht vorgestellt habe, ist dass ich jetzt eine Sekretärin habe, die mir ganz toll zuarbeitet. Das habe ich noch nie gehabt. Und das ist eine echte Entlastung. Ohne sie wüsste ich auch gar nicht, wie es gehen sollte. Das ist also anders, vor allem neu.
Neu ist sicherlich auch nochmal die Rolle mit den Kollegen, Leitung zu sein in der Kirchenkreiskonferenz, Vorgesetzte. Das kann man sich vorher nicht genau vorstellen, wie sich das anfühlt. Der Kreis ist toll, deshalb finde ich das auch gar nicht schlimm, aber die Rolle ist eben anders, auch anders als alle Leitungsrollen, die ich früher gehabt habe. Früher war mehr Team, jetzt gibt es zwar Gremien, die mitentscheiden, aber ich bin oft allein gefragt. Das ist nicht unbedingt anders, als ich es mir vorgestellt habe, aber es ist eine neue, andere Rolle.
Worauf würden Sie gerne verzichten, und was macht am meisten Spaß?
Verzichten, weiß ich gar nicht. Spaß macht mir erstmal wieder mehr Gottesdienste und Andachten zu feiern und thematisch auch nicht mehr so festgelegt zu sein. Früher, bei meiner letzten Stelle, war ich auf Friedensthemen und politische Themen manchmal festgelegt, und da ist es jetzt schön, für alles zu stehen.
Und was total schön ist - ich habe ja einen Teil Pfarrstelle - dass wieder Geburtstagsbesuche dazu gekommen sind. Das habe ich sehr vermisst. Da gibt es so schöne Begegnungen, darüber bin ich ganz froh. Dazu kamen jetzt die ersten Kausualien, Trauerfeiern und so, also das ganz normale pfarramtliche Leben, das ich länger nicht gehabt habe. Das ist auch schön, dass das jetzt dabei ist.
Und ich finde auch schön, auf das Ganze gucken zu dürfen: Wie kann man sich miteinander wohin entwickeln? Welche Themen sind jetzt für wen dran?
Verzichten würde ich gerne auf die Sorgen um Vakanzen und die Nöte, die uns da ja umtreiben, dass es weniger Pastorinnen und Pastoren gibt, dass Stellen nicht mehr so leicht zu besetzen sind. Diese Nöte teilen wir mit anderen, aber ich würde schon gerne darauf verzichten.
Zu Ihren Vorhaben und Plänen – welche Aufgaben sehen Sie jetzt vor sich?
Zunächst habe ich ja gesagt: Ich will mich umsehen. Ich lasse mir Zeit, alles kennen zu lernen. Das habe ich gemacht, aber ich habe längst noch nicht alles gesehen. Es fehlt mir zum Beispiel ein Eindruck von der touristischen Saison, die ja eine wichtige Baustelle ist in der Arbeit des Kirchenkreises, da bin ich jetzt erstmal gespannt, wie sich das anfühlt.
Was dran ist, ist sicherlich weiterhin die Zukunftsplanung. Wie stellen wir uns auf in der Zukunft als dieser Kirchenkreis? Was machen wir mit Sonderzuweisungen der Landeskirche? Wo könnten wir uns schon einmal entwickeln? Solche Denkprozesse aufzunehmen, das wird dran sein, und wenn wir das mit Ruhe angehen und Geduld, dann kommen wir bestimmt auch auf gute Ideen.
Frau Hadem, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.